SFB 461, Teilprojekt C3; Katastrophenmanagement: Modellbildung und Simulation

Entscheidungsunterstützung für die Ressourcenallokation beim Katastrophenmanagement

 

Zusammenfassung:
Im Bereich der schadensmindernden Maßnahmen nach schweren Schadensbeben kommt der Planung und Durchführung von Hilfsmaßnahmen eine wichtige Rolle zu. Das Teilprojekt C3 beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit entscheidungsunterstützenden Systemen für die strategische Einsatzleitung. Hierbei liegt der Schwerpunkt der Forschungsarbeit in der Erstellung von Methoden zur optimierten Allokation der knappen Hilfs- und Rettungsressourcen zu Einsatzgebieten in einer ungenügend bekannten Umwelt sowie in der Erstellung eines ganzheitlichen Schadensprognosetools, mit dessen Hilfe es möglich ist, Schadensszenarien anhand definierter Erdbebenszenarien zu berechnen.

I. Integriertes dynamisches Ressourcenmanangement
Das Modell besteht aus 2 interagierenden Komponenten: (1) ein Simulationssystem, das die Dynamik in der Katastrophenwelt während der Durchführung der Rettungs- und Bergungsphase beschreibt und (2) eine entscheidungsunterstützende Komponente, die auf der Basis von unsicheren und unvollständigen Informationen Handlungsvorschläge für die optimierte Zuordnung der vorhandenen Ressourcen bereitstellt.Die Simulation der Katastrophenwelt erfolgt als verteilte Simulation unter Zuhilfenahme der High Level Architecture (HLA). Katastrophenumwelt und Ressourcen werden als eigenständige Simulatoren modelliert, die über eine gemeinsame Schnittstelle miteinander verbunden sind. Für die Modellierung der Entscheidungskomponente wird ein Ansatz mittels
Multiagentensystemen (MAS) gewählt, der es erlaubt, den Kommunikations- und Entscheidungsprozeß im Führungsstab realistisch abzubilden. Die Softwareagenten
werden über geeignete Schnittstellen direkt an die Simulation angebunden. Untereinander kommunizieren sie über FIPA-ACL.

II. Entscheidungsunterstützung und reale Katastrophenumwelt
In der aktuellen Entwicklungsphase steht die Entscheidungsunterstützung für Personen im Katastrophenstab und die Anbindung einer realen Katastrophenumwelt im Vordergrund. Dazu wird ein Interface für die Entscheidungskomponenten entwickelt, welches die verständliche Darstellung von Handlungsvorschlägen und
Beeinflussung von Parametern des Entscheidungsprozesses ermöglicht. Die Anbindung einer realen Katastrophenumwelt erfolgt über einzelne Agenten. Dabei ist eine Entkopplung des Multiagentensystems von der Simulation nötig. Außerdem ist ein auf XML basierendes Kommunikationsprotokoll für den Nachrichtenaustausch mit Einsatzkräften im Feld festzulegen.

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Modellbildung und Simulation von Erdbebenauswirkungen

 

Im Rahmen des Teilprojektes C3 wurde das Programm EQSIM zur Schadenssimulation entwickelt. EQSIM ist ein GIS-basiertes, modular
aufgebautes Schadensprognosetool, mit dessen Hilfe Schadensszenarien für das Testgebiet des Sonderforschungsbereichs im Zentrum von Bukarest berechnet werden können. Die Berechnung der möglichen Gebäudeschäden erfolgt auf Basis von Antwortspektren und mit Hilfe der Kapazitäts-Spektrum-Methode. Als Antwortspektren können sowohl Spektren aus Aufzeichnungen des seismischen Messnetzes als auch standardisierte Spektren genutzt werden, die auf Basis von Erdbebenparametern berechnet werden. Die Ergebnisse der Szenarienberechnung können übersichtlich in Form thematischer Karten oder zusammenfassender Berichte dargestellt werden. Durch ein Modell zur Opferabschätzung und durch Berücksichtigung beobachteter Schäden bei der Szenarienberechnung ist EQSIM nicht nur in der präventiven Katastrophenplanung sondern auch in der operativen Einsatzplanung einsetzbar.
In der aktuellen Phase des Projektes werden neue Komponenten für EQSIM entwickelt. Ein Ziel der Katastrophenvorsorge ist die Reduzierung der möglichen Gebäudeschäden. Dies kann vor allem dadurch erreicht werden, dass das Gebäudeverhalten durch geeignete Verstärkungsmaßnahmen verbessert wird. Anhand der Gebäudecharakteristik und den erwarteten Schaden soll eine Empfehlung über die möglichen Verstärkungsmaßnahmen abgegeben werden können. Aufgrund der hohen Kosten, die mit solchen Maßnahmen verbunden sind, ist eine zusätzliche Durchführung einer Kosten-Nutzen-Analyse unumgänglich. Die neue Komponente von EQSIM soll eine solche Analyse für ein größeres Gebiet mit einem hohen Detaillierungsgrad ermöglichen. Dabei wird die beste Alternative anhand des Kosten-Nutzen-Koeffizienten bestimmt und die einzelnen Kosten/ Nutzen auf Gebäudeebene berichtet.