Außergewöhnliche Onsite Lecture in den ViDia Kliniken

  • Date: 11.01.2017

Außergewöhnliche Onsite Lecture in den ViDia Kliniken

Die Besichtigung des Betriebs von Krankenhäusern ist ein jährliches Highlight des "Facility Management im Krankenhaus"-Moduls
Neubau der ViDia-Kliniken
Abläufe und Arbeitsprozesse in der Krankenhausapotheke
wdd

Seit Jahren Tradition: Die Studierenden des Schwerpunktmoduls "Facility Management im Krankenhaus" erhalten jedes Jahr die Gelegenheit Krankenhäuser zu besichtigen. Die Begehungen sind dabei mehr als reines Schauen: Dank der hervoragenden Zusammenarbeit mit unseren Partnern gelingt ein tiefer Einblick in die Prozesse und Arbeitsläufe. Den Studierenden wird anhand verschiedener Einheiten im Krankenhaus die nicht zu unterschätzende Relevanz von vorausschauender Bauplanung und ständiger Optimierung im Betrieb näher gebracht.

Die erste Onsite Lecture des Wintersemester 2016/2017 fand am 11. Januar 2017 statt. Ziel waren die "ViDia – Christliche Kliniken Karlsruhe", die 2016 aus der Fusion von St. Vincentius-Kliniken und dem Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe Rüppurr entstanden. Besichtigt wurden die Standorte Steinhäuserstraße und Südendstraße, sowie die Baustelle des Neubaus an der Steinhäuserstraße (siehe Bild links).

Begonnen wurde die Lecture mit einem Vortrag des Vorstandsvorsitzenden der St. Vincentius-Kliniken gAG Karlsruhe, Hernn Richard Wentges. Dieser schilderte den Teilnehmern die Geschichte der Kliniken, mit Bezug auf den Bau der einzelnen Standorte, beginnend mit der Gründung des St. Vincentius-Vereins e.V. im Jahr 1851. Dabei nahm er Bezug auf die Auswahl der unterschiedlichen Standorte im Laufe der Zeit, und die baulichen Gegebenheiten die zu jedem Zeitpunkt, die sich als Konsequenz herausbildeten. Beendet wurde der Vortrag mit Status Quo und Zukunftsausblick:

Die St. Vincentius-Kliniken sind aufgrund Ihrer Geschichte auf zwei Standorte aufgeteilt: Die Südendstraße und die Steinhäuserstraße. Dies führt u.a. aus logistischen Gründen zu erhöhten Kosten. Die Gebäude sind größtenteils alt und etappenweise gebaut worden. Aufgrund mangelnder Platzverhältnisse beim Bau und unterschiedlicher Rahmenbedingungen bei der Gestaltung von Krankenhäusern im Laufe der Jahrzehnte gelten viele Gebäudetrakte als zu beengt und nicht optimal zu betreiben. Die schnelle technische Entwicklung in der Medizin lässt Einrichtungen technisch schnell altern.

Ein Glück, dass die St. Vincentius-Kliniken bereits seit 2011 Überlegungen zu einem Neubau angestellt haben. Dieser wird das 1973 errichtete Gebäude an der Steinhäuserstraße voraussichtlich ab 2019 ersetzen.

Ein weiteres Thema war die Fusion der St. Vincentius-Kliniken und dem Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe Rüppurr. Insbesondere die Änderungen der Neubauplanungen infolge der Fusion waren Thema einer angeregten Diskussion. Herr Wentges erläuterte der versammelten Gruppe, wie durch den Umzug von Stationen mit wenigen Verknüpfungen zu anderen Einheiten, eine Umplanung gelingen konnte, ohne das Betriebskonzept auf den Kopf zu stellen.

Anschließend wurden die Studierenden von Herrn Wentges und Herrn Dipl. Ing. Rainer Magenreuter, Leiter der Abteilung Planung, Bau und Technik, über die Baustelle an der Steinhäuserstrßae geführt. Fokus von Diskussion und Fragen: Baugrubenumschließung und Unterwasserbetonsohle. Laut Herr Magenreuter reicht das Gebäude bis 2m unter den Grundwasserstand. Eine Grundwasserabsenkung kam aufgrund von Bedenken zu Schadstoffen nicht in Frage. Bleib die Frage wieso das Gebäude überhaupt so tief reicht: Herr Magenreuter antwortete, ansonsten hätte der Flächenbedarf erfordert höher zubauen. In dem Fall wäre das Gebäude als Hochhaus klassifiziert worden, mit allen Konsequenzen für Bau und Betrieb.

Am Nachmittag besuchte die Exkursion den Standort Südendstraße: Hier wurde schließlich mehr Wert auf erleben gelegt und es wurde außergewöhnlich. Begonnen wurde die Besichtigung mit einer Einführung in die Apothekendienste im Krankenhaus, bauliche Voraussetzungen und Prozesse. Die Apotheke in der Südendstraße befindet sich in einem Anbau, der aufgrund der bereits bestehenden Bebauung länglich ausgefallen ist. Die Form des Baus erfordert auch lange Wege. Dennoch bestand genug Platz um moderne Technik einzubauen. Geschah die Kom­mis­si­o­nie­rung von Arzneimitteln vor einigen Jahren noch händisch, ist nun eine halbautomatische Anlage eingebaut. Es wurde demonstriert wie mit elektronischen Bestellvorgängen, Schrägregalen und einer Kom­mis­si­o­nie­rungsanlage der Aufwand zur Bereitstellung aller erforderlichen Mittel um ein vielfaches reduziert werden kann. Auch Thema war die Sortierung von Lagerbeständen: Statt einer alphabetischen Sortierung sind die Mittel nach Häufigkeit der Verwendung in Klassen eingeteilt. Jede dieser Klassen wiederrum alphabetisch. Dies erlaubt ein schnelleres auffinden der Mittel.

Im Schnelldurchlauf wurde die Radiologie vorgestellt. Geräte, Arbeitsräume und Prozesse sowie Anwendungsgebiete wurden praxinah demonstriert. Darunter Mammographie, verschiedene weitere Röntgengeräte und ein Kernspintomograph.

Als vorletztes Ziel durften die Studierenden OP-Säle besichtigen. Nach Einschleusung, inklusive umziehen und desinfizieren der Hände, durften die Säle besichtigt werden. Besonderer Fokus lag auf dem neuesten Saal. Durch die Beobachtung von Operationen wurde erkennbar, wie stark technisiert medizinische Eingriffe heutzutage sind und wie wichtig eine organisierte Bewirtschaftung für reibungslose Abläufe ist.

Abschluss der Veranstaltung war ein Besuch der Intensivstation. Hier aus bautechnischer Sicht vor allem interessant die modulare Errichtungsweise. Der halbkreisfrömige Anbau wurde in tortenstückförmigen Modulen innerhalb weniger Monate zusammengesetzt. Aus Sicht des Betriebes wurde das Augenmerk an dieser Station auf die papierlose Dokumentation inklusive sicherer Realisierung, Vorhaltung von Arbeitsplätzen und Reinigung gelegt.

Wir bedanken uns recht herzlich bei der ViDia für das hochinteressante und ausführliche Programm!